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Der Begriff “Kinotag” wurde schon fest in unseren Alltags-Wortschatz übernommen – seine Herkunft als Werbebegriff ist beinahe vergessen. Unbewusst übernehmen wir mit der Sprache auch die Denkmuster aus Werbung und Wirtschaft. Macht ist dort am stärksten, wo sie unsichtbar ist. Ob wir bald auch “Framstag” als feststehenden Begriff verwenden?

Die Botschaft von Dr. Kawashimas Gehirntraining ist klar:
Selbst das Spiel, die Freizeit muss optimiert werden und einen Zweck erfüllen. Du kannst dich Abends nicht einfach vor die Glotze haun und abschalten, du musst selbst deine Freizeit nach dem Prinzip der Ökonomisierung gestalten.

Die Struktur einer spätkapitalistischen Firma:

2% Produktentwicklung
98% Marketing, Werbung, PR, Verwaltung, Management

Alles dreht sich um einen leeren Kern. (Zizek) Im Prinzip ist alles nur vergoldete Scheisse.

Beispiel Kunstmarkt:
2% tatsächliche künstlerische Tätigkeit
98% Händeschütteln, Networking, Selbstdarstellung, Interviews geben

Alles wird zur abgespeckten, leicht konsumierbaren Lite-Version: Fotoapparate werden zu Handys, Nachrichten werden zu News, Programme werden zu Apps…
Man könnte es den Take-Away-Kapitalismus nennen, wo alles schon in mundgerechte Happen portioniert ist.

Es ist kein Zufall, dass Fasten im Kapitalismus als Gesund gilt.
Es ist die Einübung von Disziplin und Gehorsam; die Ausdehnung ökonomischer Prinzipien bis in unser privatestes – den eigenen Körper.
Und da wir es scheinbar freiwillig machen, durchschauen wir es nicht als Machtpraxis.

(“Macht wirkt dort am stärksten, wo sie unsichtbar ist” – Foucault)

Fitness ist der perfekte Sport des Spätkapitalismus. Beide kreisen um einen leeren Kern, um eine Hülle ohne Inhalt. Ziel von Fitness ist Fitness um seiner selbst willen – Ziel von Kapitalismus ist Kapitalismus um seiner selbst willen.